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Ernste Erkrankung: Felines Asthma

Felines Asthma gehört zu den chronisch obstruktiven Atemwegserkrankungen, welche sich in keuchenden und/oder giemenden Atemgeräuschen, Leistungsverminderung und Husten bis hin zur Atemnot äußern. 2- bis 8-jährige Katzen und die Siamesen sind von dieser Erkrankung besonders betroffen. Charakteristisch ist ein plötzliches Einsetzten der Symptome.

Diese können mild verlaufen, manchmal sind diese aber so gravierend, dass ein echter Notfall besteht.
Vordergründig steht die Atemnot, die hin bis zur Maulatmung verlaufen kann. Weitere Anzeichen sind eine herausgestreckte Zunge, Tachypnoe, ängstlich geweitete Augen, leicht vorgestreckter Kopf und bei starker Dyspnoe eine typische Kauerhaltung mit abduzierten Ellenbogen. In diesem schweren Zustand liegt mit ziemlicher Sicherheit eine Zyanose vor.

Meist kann aus Entfernung schon die Stenoseatmung erkannt werden. Husten tritt nicht immer auf, wenn dieser aber vorhanden ist, ist er meist unproduktiv und wenig feucht (Dyskrinie).

Ein Asthmaanfall kann von einigen Minuten bis hin zu Stunden verlaufen. In schweren Fällen löst sich dieser erst durch therapeutisches Eingreifen auf.

Tierbesitzer beschreiben den Zustand manchmal so, als würde das Tier versuchen, einen Fremdkörper aus seinen Atemwegen befreien zu wollen, wobei ein trockenes oder feucht rasselndes Atemgeräusch auftrete. Dabei besteht die Gefahr, dass dieses Verhalten mit dem erfolglosen Hochwürgen eines Haarknäuels verwechselt wird und dass das Tier anstelle einer Therapie, Malzpaste angeboten bekommt. Oft wird die Diagnose „felines Asthma“ deshalb nicht rechtzeitig gestellt und die Katze bleibt jahrelang unbehandelt, so dass sich ein anfangs selten auftretendes Keuchen bis zu täglichen Asthmaanfällen steigern kann.

Zur Anatomie und Physiologie des Atmungsapparates

Die Lunge gliedert sich in eine rechte und linke Lunge, die in den Pleurahöhlen liegen. In einem relativ eng umgrenzten Bereich, der Lungenwurzel, sind sie mit dem Mittelfell verbunden. An dieser Stelle treten die Hauptbronchien und die Blutgefäße in die Lungen ein und bzw. aus Ihnen aus. Die Hauptbronchien teilen sich, nach dem sie in die rechte und linke Lunge übergegangen sind, weiter nach distal auf. Aus Bronchien werden so terminale Bronchuli und aus diesen respiratorische Bronchuli. Diese enden schließlich blind in den Alveolen, welche nur noch mit einem einschichtigen Plattenepithel ausgekleidet sind und den Gasaustausch durch die Größe der Oberfläche erleichtert. Die Alveolen werden durch ein feines Blutkapillarsystem der Lunge umwebt, so dass das Blut in engem Kontakt mit der Atemluft gerät und der Gasaustausch dadurch begünstigt wird. Jede Aufteilung der Atemwege bringt Strukturveränderungen mit sich. Die zelluläre Zusammensetzung ändert sich von der Trachea bis zu den Alveolen, der Anteil von Knorpel in den Atemwegen sinkt und der Anteil elastischer Fasern und glatter Muskulatur steigt, je enger die Atemwege werden. In den unteren Atemwegen gibt es nur wenig schleimproduzierende Becherzellen, dagegen sind sie in den Hauptbronchien reichlich vertreten. Zilien bekleiden die Epithelzellen der Bronchiolen. Die Wände der Alveolen bestehen dagegen nur noch aus Typ-1- und -2-Pneumozyten, die den Gasaustausch regeln.

Als Schutzmechanismen des Atmungsapparates kann die mechanische Filterung der Luft in Nase und Nasopharynx, der Hustenreflex, der mukoziliäre Apparat und die Produktion von sekretorischem Immunglobulin A (IgA) in der bronchialen Submukosa angesehen werden.
Wenn nun doch einmal Fremdpartikel bis in die Bronchiolen gelangen, werden diese durch Alveolarmakrophagen phagozytiert. In diesem Bereich können durch einen Entzündungsreiz schnell große Menge an Entzündungszellen bereit gestellt werden.
Der Respirationstrakt wird parasympathisch durch den Nervus vagus und sympathisch durch den thorakalen Anteil des Truncus sympathicus innerviert. Über eine Aktivierung des cholinergen Systems wird eine Drüsensekretion, Bronchokonstriktion, vermehrte Schleimproduktion und Vasodilatation ausgelöst. Das adrenerge System besteht im Atmungsbereich aus ß2- Rezeptoren. Werden diese aktiviert, erfolgt eine Bronchodilatation und eine verminderte Schleimproduktion.
Asthma teilt man generell ein in allergisches und nichtallergisches Asthma, wobei man diese Aufteilung aus der Humanmedizin übernommen hat.

Die Pathogenese des allergischen Asthmas

Bei einer Exposition eines inhalierten Partikels kommt es initial zu einer
Typ-1-Hypersensitivitätsreaktion. Dendritische Zellen nehmen das Antigen auf und übergeben es in den regionalen Lymphknoten an T-Helferzellen vom Subtyp 1 (Th1-Lymphozyten), die mit T-Helferzellen vom Subtyp 2 interagieren (Th2-Lymphozyten). Es kommt im weiteren Verlauf zu einer Differenzierung von Immunglobulin E (IgE)-produzierenden Plasmazellen, welche an hochaffine Rezeptoren auf Mastzellen und basophilen Granulozyten binden können. Diese werden so für einen nächsten Kontakt sensibilisiert. Kommt es nun zu einem weiteren Kontakt mit dem Antigen, werden allergenspezifische IgE tragende Zellen, wie die Atemwegsmastzellen, Makrophagen und basophile Granulozyten, aktiviert. Diese produzieren und sezernieren Histamin, Eicosanoide und Sauerstoffradikale, welche eine Konstriktion der glatten Atemwegsmuskulatur, vermehrte Schleimproduktion und eine Vasodilatation zur Folge haben. Hierbei kommt der bronchialen Mikrozirkulation eine wesentliche Bedeutung zu. Durch die Entzündungsmediatoren werden mikrovaskuläre Undichtigkeiten hervorgerufen und Plasma tritt aus, so dass es zu einer Schwellung und Ödembildung der Bronchialwände kommt und die Atemwände weiter einengt.
Erst nach der Spätreaktion, das heißt so 6 bis 9 Stunden nach Allergenkontakt, kommt es zu einer unspezifischen Atemwegshyperreagibilität. Dadurch, dass eine wiederholte Exposition zum allergieauslösenden Allergen besteht, geht die Krankheit in ein chronisches Stadium über. Im weiteren Verlauf verändern sich die Atemwege dergestalt, dass es zu Epitheldesquamationen, Erosionen, Ulzerationen, Metaplasie und Hyperplasie kommt.
Die nunmehr hypertrophen und hyperplastischen Becherzellen produzieren vermehrt große Schleimmengen. Des Weiteren werden die Mukosa und Submukosa von Entzündungszellen überflutet und ein Bronchialwandödem resultiert. Die ebenfalls hypertrophierte glatte Bronchialwandmuskulatur weist eine hyperkontraktile Tendenz auf, welche die Bronchokonstriktion fördert. Durch die Gesamtheit der aufgeführten Veränderungen kommt es zu einer starken Verringerung des Atemweglumens, welche sich klinisch in einer verstärkten Atmung bis hin zur Atemnot zeigt. Besonders ist die Exspirationsphase betroffen. Hierbei ist die Ausatmung verlängert und mit größerer Anstrengung verbunden.

Der Husten der Katze ist vermutlich auf die Stimulation von Reiz-Rezeptoren in den Bronchien zurückzuführen.
Die Pathogenese des Nichtallergischen Asthmas ist weitgehend unbekannt. Vermutet wird eine Form von Autoaggressionserkrankung oder Autoallergie, die durch eine vorangegangene Atemwegsinfektion ausgelöst worden sein könnte. Festzuhalten ist aber, dass auch diese Form des intrinsischen Asthmas ähnliche pathohistologischen Veränderungen aufweist wie das allergische Asthma.
Zu den Klinischen Symptomen zählen Hiemen, Giemen, Husten, Dyskrinie und abnormale oder erschwerte Atmung, welche chronisch und langsam progressiv verlaufen. Katzen, die schwere Exazerbationen aufweisen, zeigen Maulatmung, Dyspnoe und Zyanose.

Diejenigen Katzen, die nur geringgradige Veränderungen des Atemapparates aufweisen, zeigen nur gelegentlich eine Bronchokonstriktion, wobei lange Phasen ohne Anzeichen auftreten können. Manchmal tritt eine Verschlechterung des Zustandes dann auf, wenn die Katze mit potenziellen Allergenen oder reizenden Stoffen, wie z.B. parfümiertes Katzenstreu, Zigarettenrauch, Kaminfeuerrauch oder mit staubigen Arbeiten im Haus in Kontakt kommt. Es kann sich aber auch um für Menschen gebräuchliche Artikel wie Deodorants, Haarspray, Lufterfrischer oder andere stark riechende Haushaltsreiniger handeln. Aber auch Hausstaubmilben (die Katze schläft mit im Bett), Schimmelpilzsporen in der Wohnung oder Pollen können als mögliche Allergene fungieren. Weiterhin ist aufgefallen, dass sich die Symptome in Stresssituationen oder unter Anstrengung verschlechtern.

Mögliche Differentialdiagnosen

Husten spricht bei Katzen für tracheobronchiale Erkrankungen, aber auf gar keinen Fall für eine durch ein Lungenödem verursachte Herzinssufizienz, da Katzen bei dieser nicht husten.
Untersuchen sollte man auf Fremdkörper wie z.B. Grashalme in den Atemwegen, die zwar selten auftreten, aber auch Ursache eines Hustens sein können. Weiterhin sollte man eine Lungenwurminfektionen ausschließen, da diese eine ähnliche Symptomatik wie Asthma auslösen können. In Mitteleuropa tritt Aelurostrongylus abstrusus, in anderen Ländern auch Paragonimus kellikotti und Capillaria aerophila als Lungenwürmer auf. Etwa 5,6% der Katzen mit respiratorischen Erkrankungen aus Deutschland weisen eine Lungenwurmerkrankung auf. Krankheiten des Lungenparenchyms (z.B. Pneumonien) treten bei Katzen sehr selten auf, wobei der Husten dabei auch nur schwach ausgeprägt ist. Katzen mit Chylothorax zeigen gelegentlich Husten. Bei Katzen mit akutem kongestiven Herzversagen treten häufig Dyspnoe und Atemnot auf. Dies trifft auch auf Katzen mit Thoraxerguß und Pneumothorax zu. Um all diese Erkrankungen besser zu unterscheiden, sollten die Befunde der klinischen Untersuchung herangezogen werden.

Klinische Untersuchung und spezielle Diagnostik

In Ruhe erscheinen Katzen mit Asthma häufig normal, was ebenfalls auch auf die Lungenauskultation zutreffen kann. Die Beobachtung des Patienten zeigt meist eine verlängerte Exspirationsphase (exspiratorische Dyspnoe), wobei hierbei mit oder ohne Stethoskop ein Giemen, Knistern, Reiben oder Rasseln zu hören ist. Weiterhin haben die Katzen ein angestrengtes Atemverhalten („sog. Pumpen“). Durch die Verlegung der kleinen, unteren Atemwege kommt es zu Lufteinschluss, sog. Air Trapping, in den Lungenbläschen.
Durch distal der obstruierten Atemwege festsitzende Luft, kann der Brustkorb weniger leicht komprimierbar sein und fassartig aussehen. Weiterhin weisen viele Katzen eine größere tracheale Sensibilität auf, wobei bei Palpation des Halsteils der Trachea leicht Husten ausgelöst werden kann.

Blutuntersuchung

Etwa 20 % der Katzen mit Asthma zeigen einen erhöhten Anteil der eosinophilen Granulozyten, wobei die Wahrscheinlichkeit, dass die Katze eine Eosinophilie entwickelt, mit der Schwere der Erkrankung steigt. Andere allergische oder parasitäre Erkrankungen (Lungen- und Herzwurm, Magendarmparasiten, andere Endo- oder Ektoparasiten) führen ebenfalls zu einer peripheren Eosinophilie, so dass dieser Befund wenig hilfreich ist.
Kotuntersuchung
Bei der hustenden Katze sollte eine Kotsammelprobe über 3 Tage immer zum Ausschluß von Parasiten angefertigt werden. Eine negative Probe ist aber kein Garant dafür, dass das Tier wurmfrei ist, da die Wurmeier intermittierend ausgeschieden werden. Zum speziellen Nachweis des Lungenwurmbefalls empfiehlt sich das Bärmann-Trichterverfahren, welches leider recht zeitintensiv (24-36 h) ist. Außerdem ist Aelurostrongylus abstrusus in dessen zwei- bis vierwöchigen Präpatenzzeit nicht nachweisbar.

Röntgen

Das klassische Röntgenbild des Thorax einer Katze mit chronischer bronchialer Erkrankung wie dem Asthma ist bei der Diagnosestellung ein wichtiger Beleg. Die Krankheit hinterlässt typische Veränderungen wie Verdickungen der Bronchialwände, welche in Form von Kreisringen („Doughnuts“) und Eisenbahnschienen erkennbar sind. Diese Veränderungen sprechen für die Atemwegsentzündung. Weitere radiologische Erscheinungen können diffuse interstitielle und alveoläre Zeichnungen, Lungenhyperinflation, Atelektase einzelner Lungenlappen und/ oder eine erhöhte Strahlendurchlässigkeit sein. Besonders anfällig scheint der rechte, mittlere Lungenlappen für eine Atelektase zu sein, da dieser vermutlich durch seine Lage besonders für Schleimansammlungen bevorzugt wird, welche dann die Obstruktion des gesamten Lungenlappens zur Folge haben kann.
Durch die Überblähung kann das Lungenfeld vergrößert wirken und dadurch das Zwerchfell nach kaudal verlagert sein. Auch können einzelne Rippenbrüche auf die angestrengte Atmung hindeuten.

Bronchoalveoläre Lavage (BAL)

Die BAL ist eine Waschung der Bronchien und der Alveolen mit steriler Kochsalzlösung, um anschließend die Probe bakteriologisch und zytologisch zu untersuchen und um damit Rückschlüsse auf eine Grunderkrankung zu erhalten. Im Allgemeinen befinden sich in den Proben von asthmatischen Katzen vermehrt eosinophile und/oder neutophile Granulozyten, welche einen Hinweis auf die Entzündung der Atemwege liefern. Aber auch bei gesunden Katzen können vermehrt eosinophile Granulozyten in den Spülproben überwiegen und gelten im Bereich von 1-25% als physiologisch. Somit sind die gewonnen Informationen bezüglich der gezielten Therapie meist nicht ausreichend.
Weiterhin lassen sich vermehrt aerobe Bakterien und Mycoplasma spp. aus den Spülproben der unteren Atemwege asthmatischer Katzen isolieren, wobei aerobe Bakterien wiederum auch bei gesunden Katzen zu finden sind. Mycoplasma spp. wurde bisher nur aus der BAL von an Asthma erkrankten Katzen isoliert und könnte bei der Erkrankung eine Rolle spielen.

Lungenfunktionstest

Lungenfunktionstest wie sie in der Humanmedizin angewendet werden, können nur abgewandelt und begrenzt in der Tiermedizin verwendet werden und finden in der Praxis nicht häufig Gebrauch. Das Gleiche gilt für die Atemgasanalyse.

Therapie

Die Behandlung des felinen Asthmas hat schulmedizinisch kein einheitliches, beschreibendes Konzept, wobei auch nur wenige Studien vorliegen, die eine spezifische Behandlung bewerten. Dagegen wurden in der Humanmedizin wichtige Komponenten der Therapie durch ein Expertenkommitee festgelegt.
In der asthmatischen Therapie unterscheidet man die Notfall- von der Dauertherapie. Wird eine Katze mit akuter Atemnot (Maulatmung) vorgestellt, ist dies ein absoluter Notfall und benötigt als erste Notfallmaßnahme Sauerstoff. Dies kann in einem Sauerstoffkäfig erfolgen oder ersatzweise kann Sauerstoff über einen Halskragen oder eine Nasensonde erfolgen.
Wichtig ist, die Tiere nicht zusätzlich zu stressen. Sind die Tiere noch nicht allzu sehr gestresst, kann der Sauerstoff über eine Nasensonde zugeführt werden. Hierbei wird eine Ernährungssonde, welche mit ein wenig Gleitgel und Lidocain eingecremt wird, ca. 2 cm in eine Nasenöffnung geschoben und fixiert. Der Sauerstoff wird zur Anfeuchtung durch eine sterile Flüssigkeit geleitet und mit einer Rate von 0,5 l/min appliziert. Wichtig ist den Sauerstoff so zu verabreichen, dass er auch bis in die Alveolen gelangt und nicht in der Raumluft hängen bleibt. Die sich anschließende medikamentöse Therapie wird zur schnelleren Wirksamkeit intramuskulär verabreicht. Dazu eignen sich Bronchodilatatoren wie z.B. Terbutalin in einer Dosis von 0,01 mg/kg i.m. Der Zustand der Katze sollte sich innerhalb von 30-45 Minuten verbessert haben (rosa Zunge, erleichterte Atmung).
Weiterhin werden Kortikosteroide angewendet, um die Schwellung und Entzündung der Bronchialschleimhaut zu vermindern. Meist kommen sie dann zum Einsatz, wenn die Bronchodilatatoren nicht gewirkt haben.
Sollte sich keine Besserung einstellen und die Tiere nun gar nicht auf die Therapie ansprechen, erfolgt eine temporäre künstliche Beatmung mit 100 % Sauerstoff.
Für die akute Notfalltherapie beim Tierbesitzer zu Hause eignen sich schnell wirksame Bronchodilatatoren. Sollte die Katze es tolerieren, kann das Arzneimittel (hier z.B. Salbutamol, Terbutalin) als Sprühstoßvernebelung eines Dosieraerosols über eine Atemmaske verabreicht werden. Hierfür gibt es einen sogenannten „Spacer“ mit Aufsatz für die Maske (z.B. von der Firma „AeroKat®“), in dessen Innenraum der Sprühstoß gegeben wird. Die Katze sollte zwischen 7-20 Atemzüge genommen haben. Sollte die Anwendung eines Dosieraerosols nicht möglich sein, kann der geübte Katzenbesitzer eine subkutane Injektion (mit Terbutalin) verabreichen. Die Katze sollte innerhalb von 15-30 Min auf das Medikament angesprochen haben, ansonsten ist sofort der Tierarzt aufzusuchen. Wichtig ist bei allem eine ruhige Vorgehensweise zu bewahren, um unnötigen Stress für das Tier zu vermeiden.

Die Dauerbehandlung

Bei der Behandlung einer asthmatischen Katze sollte beachtet werden, dass es sich hierbei meist um eine lebenslange Dauerbehandlung handelt. Die Therapie besteht aus der Allergenvermeidung, der Entzündungshemmung und der Anwendung von Bronchodilatatoren (ß2-Sympathomimetika, Methylxanthine wie Theophyllin/Aminophyllin oder Propentofyllin).
Wichtig ist, dass der Tierbesitzer weiß, dass es durch eine Allergeneinwirkung zur Auslösung eines Anfalles und zur Verschlimmerung des Krankheitsgeschehens kommen könnte. Es lassen sich natürlich nicht alle Allergene vermeiden und häufig hängt auch viel vom Verständnis und der Konsequenz des Tierbesitzers ab (z.B. Raucherhaushalt).
Zwar zeigen die meisten Katzen im Vergleich zu anderen Tierarten weniger unerwünschte Wirkungen bei der systemischen Therapie mit Glukokortikoiden, trotzdem sollte zur Behandlung des Asthmas der Katze die inhalative Therapie bevorzugt werden. Die Wirkstoffe gelangen so gezielter in die unteren Atemwege und können so direkter, ohne möglicherweise Nebenwirkungen zu verursachen, wirken. Gerade die systemische Anwendung von Kortikosteroiden kann schwerwiegende Nebenwirkung (z.B. Diabetes mellitus) nach sich ziehen und sollte, wenn möglich, auf Dauer vermieden werden. Am Besten gewöhnt man die Katze langsam an das Inhalationsgerät, in dem man es ein paar Tage auf dem Boden liegen lässt, so dass sich die Katze dieses genau anschauen kann. Dann setzt man der Katze nur die Maske auf die Nase und wiederholt dies ein paar Mal und belohnt die Katze mit Leckerlies oder Streicheleinheiten. In den nächsten Tagen verlängert man die Zeitdauer des Verbleibens der Maske auf der Nase, so lange bis diese eine Zeit von 30-60 Sekunden toleriert. Danach kann behutsam begonnen werden, das Medikament (z.B. Viani®) zu verabreichen. Der Pumpstoß sollte idealerweise getätigt werden, bevor die Maske auf das Gesicht aufgesetzt wird, um das Tier nicht unnötig zu beunruhigen und zu verschrecken. Viani® besteht aus einem entzündungshemmenden Wirkstoff und einem langwirkenden Bronchodilatator und wird in der Regel mit 2 x täglich 1 Pumpstoß dosiert.
Meist wird initial mit einer peroralen Therapie begonnen und anschließend mit der inhalativen Methode versucht, die minimalste und aber effektivste Dosierung zu finden.
Bronchodilatoren wie Theophyllin, in einer Dosierung von 4 mg/kg Katze, können auch in Tablettenform 2-3 x täglich verabreicht werden. Dabei sind aber die Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall, ein erhöhtes Trinkverhalten und die geringe therapeutische Breite störend. Außerdem wirkt Theophyllin nicht immer.
Als Alternative zu Theophyllin kann auch Propentophyllin (Karsivan®) eingesetzt werden.
Gelingt weder die inhalative noch die perorale Therapie, können Steroide mit Depotwirkung (z.B. Depot-Medrol® 10-20 mg/ Katze i.m. oder s.c. alle 2-4 Wochen) eingesetzt werden, was aber immer nur als letzte Möglichkeit betrachtet werden sollte.
Auf die Therapie sollte die Katze innerhalb von 1-2 Wochen angesprochen haben. Dabei sollte sich die Dyspnoe, die Leistungsminderung und der Husten verbessert haben.
Wichtig ist auch bei übergewichtigen Katzen das Gewicht sukzessive über mehrere Monate zu reduzieren, um das Atmen zu erleichtern.
Zur Kontrolle auf das Ansprechen der Therapie sollten Röntgenaufnahmen der Lunge angefertigt werden. Bei Nichtansprechen auf die vorherige Therapie kann sodann weitere Diagnostik durchgeführt werden wie z.B. die BAL und/oder die Medikamentengabe sollte überdacht werden.

Allergenspezifische Immuntherapie

Bei dieser spezifischen Immuntherapie (Hypo- oder Desensibilisierung) werden die zuvor in Allergietests identifizierten Allergene in steigender Dosierung meist über mehrere Wochen subkutan appliziert. Bei Menschen ist diese Therapieform bei der allergischen Rhinokonjunktivitis und beim allergischen Asthma seit langem fest etabliert und weist eine hohe Erfolgsquote auf. In einer kleinen Studie an Katzen konnte mit dieser Immuntherapie gezeigt werden, dass bei 67% der getesteten Katzen nach 6-9 Monaten eine vollständige Kontrolle des Asthmas eintrat und die Tiere keine Medikamente mehr benötigten.
Bei den restlichen 33 % der Katzen konnte damit eine deutliche Reduktion des Bedarfs an inhalativen Glukokortikoiden erreicht werden.

Ciclosporin A

Ciclosporin A wird im Endstadium beim hochakutem Asthma angewendet, in einer Dosierung von10 mg/kg p.o., bis zu zweimal täglich. Dabei sollte ein Blutspiegel von 500 ng/ml erreicht werden.

Alternative Behandlungsmöglichkeiten als Zusatztherapie

Allgemeines

Wichtig ist und dies sollte auch der tiermedizinischen Therapieform angehören, dass der asthmatisch erkrankten Katze täglich Inhalationen mit Kochsalz, besser noch mit Meersalz angeboten werden, um die Atemwege anzufeuchten, von Schleim zu befreien, weit zu halten und zu pflegen.
Wie heilvoll die Wirkung der Meeresluft sein kann, zeigte sich an meiner eigenen an Asthma leidenden Katze. Auf der Insel Römö zeigte sie während des gesamten Aufenthaltes keinen einzigen Anfall oder irgwendwelche Anzeichen einer Atemnot.
Zum Inhalieren kann man sich professioneller Geräte bedienen. Eine günstigere Variante wäre z.B. die Katze in einen Transporter oder eine Kiste zu setzen, mit Handtüchern einige, aber nicht alle Öffnungen abzuhängen und eine Meersalzlösung im Inneren verdampfen zu lassen (dabei darf keine Gefahr durch Verbrühungen bestehen!).
Des Weiteren sollte Stress in jeder Weise vermieden werden und das Tier von möglichen Allergenquellen ferngehalten werden. Dazu gehört auch, die Katze beim Staubsaugen aus dem Raum zu nehmen. Speziell bei im Haus gehaltenen Katzen sollte regelmäßig und öfters am Tag gelüftet werden.
Die alternative Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Krankheit, zusätzlichen Begleitkrankheiten und dem individuellen Typus der Katze. Speziell die homöopathische Behandlung betrachtet die individuellen Symptome und therapiert danach. Leider wird die Diagnose felines Asthma meist sehr spät gestellt, so dass sich ein Remodelling der Atemwege und manchmal sogar noch eine Herzhypertrophie (aufgrund des häufigen Pumpens) schon längst eingestellt haben.

Ernährung

Es können auch Kohlenhydrat- oder andere Futterunverträglichkeiten bestehen, die sich auch in asthmaoiden Zuständen zeigen könnten. In einem solchen Fall kann mit Ausschlußdiäten versucht werden, ein geeigneteres Futter zu finden, um die Symptome zu lindern. Es gibt auch speziell hypoallergenes Futter als Fertigfutter zu kaufen, welches ausprobiert werden sollte.
Nach der Lehre der TCM wird bei schwacher, flacher Atmung empfohlen, wärmende und neutrale Futternahrungmittel zu wählen. Dazu zählen z.B. Huhn, Lamm, Wild, Rind, Lachs, Thunfisch, Reis und Karotten. Es sollte vermieden werden zuviel Truthahn und rotes Fleisch zu füttern, weil diese die Schleimproduktion anregen könnten.

Futterzusätze

Da bei asthmatischen Erkrankungen meist die antioxidative Schutzfunktion vermindert ist, erscheint eine zusätzliche Verabreichung der Vitamine C und E und von Selen mit dem Futter als sinnvoll. Eine zu geringe Versorgung an antioxidativen Vitaminen korreliert möglicherweise mit der Schwere der Erkrankung.

  • Katzen vertragen 2 x 250 mg Ascorbinsäure im Allgemeinen gut. Der Durchfall stellt den limitierenden Faktor dar.
  • Vitamin E oder Nachtkerzenöl sollte täglich angewendet werden (50 IU Vitamin E).
  • kleine Mengen Fischöl (200 mg Docosahexaensäure und 300 mg Eicosahexaensäure, Vitamin E) könnte ausprobiert werden. In einer kleinen Studie an asthmatischen Katzen konnte damit die Symptomhäufigkeit reduziert werden. Aber Vorsicht ist geboten, da Katzen ab und an allergisch auf Fischöl reagieren können.

Weiterhin sind Zusätze geeignet, um die Lungen zu unterstützen und Imbalancen der Lungen auszugleichen.

  • Vitamin-B-Komplex wird mit ¼ Dosis der Humandosierung angewendet
  • Seetangpulver, täglich mit 1/16 Teelöffel anwenden
  • Coenzym Q ist hilfreich bei der Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff und kann laut japanischen Studien weiterhin den Blutdruck senken, wirkt als Antihistaminikum und hemmt das Krebswachstum.
  • Oft weisen hospitalisierte, asthmatische Katzen eine Hypomagnesiämie auf und haben eine verkürzte Lebenserwartung. Daher könnte es sinnvoll erscheinen, geringe Mengen an Magnesium täglich zu substituieren.

Anthroposophische Tiermedizin

Eine andere Möglichkeit wäre, mit Pulmo/Tartarus stibiatus1 in Kombination mit Cuprum aceticum comp. zu versuchen, die Symptome abzumildern und um damit eine Dosisreduktion der Medikamente zu erreichen.
Pulmo/Tartarus setzt sich aus Pulmo bovis Gl Dil. D5 und Tartarus stibiatus Dil. D7 zusammen und wird nach der anthroposophischen Naturerkenntnis eingesetzt zur Strukturierung und Reorganisierung des Aufbaustoffwechsels bei entzündlichen Erkrankungen der Atemwege.

  • In Tartarus stibiatus wurde Antimonit (Stibium sulfuratum nigrum naturale, Grauspießglanz) in einem komplexen Herstellungsverfahren mit Weinstein verbunden. Tartarus stibiatus reorganisiert bei entzündlichen Prozessen ausgeschiedene Eiweißstoffe.
  • Cuprum aceticum comp. besteht aus Cuprum aceticum Dil. D5, Nicotiana tabacum e foliis ferm 33b Dil. D9 und Renes bovis Gl Dil. D5 und wird nach anthroposophischer Überzeugung eingesetzt zur Harmonisierung der dystop eingreifenden Empfindungsorganisation bei Neigung zu Krämpfen der glatten Muskulatur wie z.B. Bronchialasthma. Kupfer ist ein Metall der Wärme. Es kann Wärme besonders gut speichern, leiten und abgeben. Als Arzneimittel wirkt es auf die Wärmeverteilung im Körper. Durch die Essigsäure bekommt das Kupfer einen Bezugspunkt zur Atmung. Eine gesunde Atmung hat ein ausgeglichenes Verhältnis in Bezug auf An- und Entspannen. Kann bei einer gestörten Atmung auf die Spannung kein Entspannen folgen, entstehen Krämpfe. Diese sind gut über Kupfer verlaufende Wärme zu lösen.
  • Die Dosierung: 1 x täglich je Arzneimittel eine halbe Ampulle

Westliche Phytotherapie

Weiterhin könnte mit traditionellen Kräutern wie mit Ammi Visnaga (Bischofskraut, Zahnstocher-Ammei), Glycyrrhiza glabra (Süßholzkraut) und Lobelia inflata (Lobelie) versucht werden, Linderung der Symptome zu erreichen, wobei die Lobelie sehr stark wirkt und mit Vorsicht anzuwenden ist.

  • Ammeos Visnagae Fructus wirkt muskulotrop und spasmolytisch auf die Bronchialmuskulatur, aber auch auf die Muskulatur des Magen-Darmtraktes, des Urogenitaltraktes, der Gallenwege und der Koronargefäße. Die Hauptinhaltsstoffe sind die Furanochrome Khellin und Visnagin. Die Begleitinhaltsstoffe, die Cumarinderivate wie Visnadin, Samidin, sind an der Gesamtwirkung vor allem an der spasmolytischen und koronarerweiternden Wirkung beteiligt.
  • Liquiritiae Radix wirkt aufgrund seiner Inhaltsstoffe, den Saponinen und hier ist die Glycyrrhizinsäure hervorzuheben, sekretolytisch und sekretomotorisch bei Husten, Bronchialkatarrhen und Entzündungen der oberen Luftwege. Weiterhin besitzen Süßholzextrakte antibakterielle und antifungische Eigenschaften.
  • Die Wirkung des Lobelien-Extraktes beruht auf den Gesamtinhaltsstoffen und nicht auf Einzelalkaloiden, welche die Nervenendigungen des Lungenvagus und der Bronchialmuskeln lähmt, so dass die Luft freier und ohne entgegenstehende Hindernisse in die Alveolen einfließen kann. Der Lobelie wird daher ein günstiger Einfluss auf Asthma, auch dem nervös oder durch organische Erkrankungen bedingtes, zugesagt.
  • Auch andere Pflanzen wie Fenchelsamen (Foeniculi fructus), Quebrachorinde (Quebracho cortex), Spitzwegerichkraut (Plantaginis lanceolatae herba), Thymian (Thymi herba), Vogelknöterichkraut (Polygoni avicularis herba), Alantwurzestock (Helenii rhizoma), Efeublätter (Hederae folium) und Sternanis (Anisi stellati fructus) können der Therapie förderlich sein.

Da Katzen nicht immer begeistert auf Teezubereitungen reagieren, kann je nach Tier probiert werden, eine akzeptable Teemischung zu finden. Am besten vermischt man den wässrigen Auszug mit dem Futter. Bei sehr toleranten Katzen funktioniert auch die Gabe übers Mäulchen mit einer Einwegspritze. Dann aber an eine Belohnung denken.

Andere Pflanzendrogen

  • Gingko biloba konnte im Meerschweinchenversuch die Bronchokonstriktion hemmen. Vermutet wird, dass der plättchenaktivierende Faktor (PAF) ebenfalls an der Entzündungskaskade des Asthmas beteiligt ist und Ginkgo hat PAF hemmende Inhaltsstoffe (Ginkgolide).
  • Ägyptisches Schwarzkümmelöl (Nigella sativa), 4-6 Tropfen täglich unters Futter mischen, sofern die Katze es aufgrund des Geschmackes tolerieren sollte. Es besitzt neben antioxiadativen auch antiallergische Eigenschaften, indem die übertriebene Immunantwort harmonisiert und die Mastzelldegranulation verringert wird. Weiterhin löst es Sekret und wirkt bronchodilatativ. Ansonsten eignet sich Nigella sativa auch für Inhalationen, in dem man ½ bis 1 Teelöffel mit kochendem Wasser mischt. Die Katze sollte morgens uns abends den Dampf einatmen.

Ayurvedische Phytotherapie

  • Tylophora asmatica, auch „Asthmatica“ oder „Brechschwalbenwurz“ genannt, ist die indische Liane und hat vermutlich antiallergische Eigenschaften. Die Einheimischen von z.B. Sri Lanka, Burma und Südindien kauen bei Schnupfen und Bronchitis die Blätter und sind nach kurzer Zeit beschwerdefrei. Dieser Zustand hält bis zu 3 Monate an. Ähnliche Langzeitwirkungen konnte bei allergischen Asthmatikern festgestellt werden, die nach Anwendung mehrere Monate beschwerdefrei waren. Um aber unerwünschte Nebenwirkungen gering zu halten, sollte Tylophora nur in Kombinationen und nie als Einzeldroge angewendet werden.
  • Coleus forskolii (Buntnessel) hat u.a. leichte bronchodilatierende Eigenschaften (aufgrund des Terpens Forskolin). Darüber hinaus wirkt es blutdrucksenkend, verbessert die Energieversorgung der Zellen und verhindert die Verkapselung der Bakterien bei chronischer Blasenentzündung, um nur einiges zu nennen.

TCM-Kräuter

Nach der TCM kann sich Asthma entwickeln, wenn das Lungen-Qi nicht nach unten absteigen kann. Dies kann z.B. vorkommen, wenn Schleimansammlungen (häufigste Ursache von Asthma bei Katzen nach der TCM) den Weg nach unten blockieren. Bei Katzen könnte eine Kohlenhydratunverträglichkeit Ursache von Asthma sein. Um die Schleimobstruktion der Lunge zu lösen gibt es verschiedene Rezepturen.
Hierzu ein Beispiel: Su Zi Jiang Qi Tang („Qi senkendes Perilla Dekokt“) ist für ältere Katzen mit Asthma und feuchtem Husten und bei frühem Verdacht auf eine renale Azotämie indiziert. Meist liegt zusätzlich eine Hinterhandschwäche und Steifheit im Lendenwirbelbereich vor. Dosiert wird mit einer Anfangsdosis von ¼ Teelöffel auf 5-7,5 kg, verteilt auf zwei tägliche Dosen.
Eine andere Ursache für Asthma kann ein Lungen-Yin-Mangel sein, welcher die Lunge austrocknet. Sha Shen Mai Dong Tang („Dekot aus Glehnia und Schlangenbartwurzel/Ophiopogon“) ist ein Beispiel für die Anwendung bei einem Yin-Mangel mit tief sitzendem, trockenem Husten ohne Nasensekret. Diejenigen Tiere, für die Sha Shen Mai Dong Tang geeignet sein könnte, zeichnen sich durch eine Wärmeintoleranz und verstärkten Durst aus. Es nährt und befeuchtet und wird mit einer Anfangsdosis von ¼ Teelöffel auf 5-7,5 kg, verteilt auf zwei Tagesdosen, eingesetzt.
Außerdem gibt es Rezepturen, die einen Lungen-Qi- und Lungen-Yin-Mangel behandeln. Ein Bespiel hierzu ist Bu Fei Tang („Lungen tonisierendes Dekot“), welches sich bei Katzen mit chronisch asthmatischen Husten mit dünnem und spärlichem Sputum eignet. Zu den weiteren Symptomen zählen z.B. geringe Energie, schwache Stimme, Schwäche, Blässe und Kälteintoleranz. Die empfohlene Dosis: ¼ Teelöffel pro 5-7,5 kg, verteilt auf 2 Einzeldosen.
Sollte sich aus einem zunehmenden Lungen-Qi-Mangel ein gleichzeitiger Nieren-Qi-Mangel entwickeln, bietet sich ebenfalls ein Pulver an: Ren Shen Ge Jie San heißt übersetzt ungefähr „Ginseng-und Gecko-Pulver“ und ist indiziert zur Lungen- und Milz-Qi-Tonisierung bei Feuchtigkeits- und Schleimansammlung und Hitze im Brustbereich. Das Tier weist einen chronischen Asthmahusten, eine kraftlose und keuchende Atmung, eine Kälteaversionen, eine Belastungsintoleranz und ein gelbes Sputum an Symptomen auf. Die Anfangsdosierung ist ¼ Teelöffel auf 5-7,5 kg, verteilt auf zwei Dosen pro Tag.
Zur Wirkverstärkung und zur Linderung von Stauungen in der Brust könnte ein Senfwickel (über Bl 13, Bl 20, Bl 43, und Bl 44) zweimal täglich über 10 Minuten angewendet werden. Auch bietet sich zur besseren Wirkung die Akupunktur an.

Akupunktur

Die Akupunktur stellt eine gute Zusatzbehandlung bei Katzen mit Asthma dar und kann als Therapieoption das Allgemeinbefinden der Katzen beträchtlich verbessern. Die Lunge gehört zum Element Metall und ist besonders im Herbst anfälliger für Erkrankungen. Asthmatische Tiere erleiden meist zwischen 3 und 5 Uhr massive Anfälle.
Je nachdem, ob die Erkrankung vorwiegend durch eine Störung des Oberen, Mittleren oder Unteren Erwärmers zum Tragen kommt, werden unterschiedliche Punkte in Betracht gezogen.
Bei Erkrankungen des Oberen Erwärmers zeigt das Tier eher eine Lungen-Yin und/oder Lungen-Qi-Leere. Bei bestehender Lungen-Yin-Leere sollten die Lungen befeuchtet werden, damit der Schleim aufgelöst wird und der Husten kontrolliert wird. Bei bestehender Lungen-Qi-Leere sollte das Qi tonisiert werden, die Lunge gestärkt und der Hustenreiz gemildert werden. Meist besteht zur Lungen-Yin-Leere gleichzeitig die Lungen-Qi-Leere.
Störungen des Mittleren Erwärmers: Asthma kann nach der TCM auch auf Begleiterscheinungen einer Leere in anderen Organsystemen zurückgeführt werden wie z.B. auf lange bestehende Störungen im Bereich Milz/Pankreas oder Leber. In einer schwachen Milz stauen sich Flüssigkeiten an, die sich im Mittleren Erwärmer ansammeln. Damit ist dann die Lunge überlastet, da sie immer mehr produzierte Flüssigkeit bewegen muss.
Leberstörungen zeigen sich in Stagnationen und Flüssigkeitsansammlungen im Mittleren Erwärmer. Sollte das Tier schmerzhaft auf Berührungen im Lendenbereich reagieren oder sich nicht gerne hochheben lassen, sollte an eine Störung der Leber gedacht werden.
Flüssigkeiten, die zäh und klebrig werden und sich im Verdauungstrakt ansammeln, können auf eine Unterfunktion von Leber und Milz/Pankreas hindeuten. Dieser Schleim lässt sich nur schwer von der Leber bewegen. Letztendlich beeinträchtigt dieser den Flüssigkeitstransport im Körper und belastet damit die Lunge. Das Therapieziel: Ausleiten von Flüssigkeiten durch Schleimauflösung und Wasserausleitung über die Nieren, Qi-Aktivierung, Unterstützung der Zirkulation von Qi und Hustenreizmilderung. Die ausgesuchten Akupunkturpunkte sollten das Ziel haben, vor allem das Lungen Qi zu tonisieren.
Störungen des Unteren Erwärmers können bestehen, wenn eine Nieren-Qi- oder Yang-Schwäche vorliegt. Die Niere hat nach der TCM ebenfalls mit der Ausatmung zu tun, denn sie ergreift die Feuchtigkeit, die durchs Atmen der Lunge am Ende des Inhalationsprozesses entsteht, zieht diese nach unten, so dass sie mit dem Urin ausgeschieden werden kann. Ist dieser Vorgang gestört, kann die Niere nicht im ausreichenden Maße die Feuchtigkeit nach unten transportieren. Die Folge davon ist eine Flüssigkeitsansammlung und Schleimbildung in der Lunge. Therapiepunkte könnten gewählt werden, um das „Yin“ zu tonisieren, den Hustenreiz zu lindern, die Passage von Flüssigkeiten im Mittleren Erwärmer in Richtung Unteren Erwärmer zu fördern, das Nieren Yang zu stärken, Qi im kaudalen Bereich zu tonisieren, die Nieren zu tonisieren und in ihrer Funktion zu stärken, das Lungen Qi zu regulieren und Nässe zu beseitigen.
Generell sollte in der Phase der Remission „tonisierend“ behandelt werden, um Lunge, Milz und Niere zu stärken. Im akuten Stadium behandelt man eher Punkte, die den Husten mildern, das Lungen-Qi nach unten bewegen, exogene pathogene Faktoren ausleiten und den Schleim auflösen.

Akupressur

Es bieten sich für die Akupressur z.B. folgende Punkte an:

  • Konzeptionsgefäß (KG) 17: das „Zentrum der Brust“, ist ein Spezialpunkt der Atemwege, oberer „respiratorischer“ Alarmpunkt des 3 E-Meridians. Stärkt das Zwerchfell und verbessert die Beweglichkeit des Brustkorbes, ist besonders bei bronchialem Asthma (auch bei Hustenerkrankungen mit oder ohne Feuchtigkeit) geeignet. Die Anwendungstechnik ist durch Halten des Punktes oder der Ausübung kreisförmiger Bewegungen gegeben.
  • Lunge (Lu) 9: „Tiefster Abgrund“, Lu 9 kräftigt und stärkt die Lunge, löst Schleim und lindert den Husten bei Asthma und Bronchitis. Der Punkt sollte über 15 Sekunden gehalten werden.
  • Blase (BL) 20: Die „Grube der Milz“, gilt als der Zustimmungspunkt für Milz/Pankreas und hilft das Milz-Qi bei seinen Aufgaben. Am Besten hält man den Punkt mit stetigem Druck oder massiert kleine Kreise.
  • Magen (Ma) 36: der Punkt der „Drei Dörfer“ oder die „Asiatische Ruhe“, hilft generell bei der Unterstützung und Stärkung des Qi des Körpers mit. Dieser Punkt sollte mit stetigem Druck oder kreisenden Bewegungen behandelt werden.

Bei älteren Tieren mit Lungenproblemen hat sich die nachfolgende Beschreibung der Massage- und Akupressurtechnik bewährt:

  • Zwischen den Schulterblättern sollte mit leichtem Druck zwei Minuten lang in Längsrichtung hin und her massiert werden.
    Entlang der vorderen Mittellinie reiben, dabei an der ersten Rippe beginnen und bis zum zweiten Zitzenpaar massieren, um Herz und Perikard zu stimulieren.
  • Blase 23 drücken, das ist der Zustimmungspunkt der Niere.
  • Um das Qi zu stärken und Schleim zu lösen, vom Knie abwärts, an der Außenseite des Hinterbeins, mit kleinen kreisförmigen Bewegungen und mit leichtem Druck reiben.
  • Um Stauungen der Leber zu lösen und abzubauen, mit einem Finger an der Innenseite des Unterschenkels nach unten massieren.

Hydrotherapie

Feuchtwarme Umschläge können zur raschen Linderung bei leichter bis mittelgradiger Dyspnoe eingesetzt werden. Weiterhin können diese Umschläge pulmonale Stauungen oder Schwellungen auflösen. Dazu legt man ein feuchtes Handtuch solange in die Mikrowelle bis es dampft. Handwarm wird es für 3 Minuten um den Brustkorb der Katze gelegt. Danach wird ein in Eiswasser getauchtes Tuch genommen und der Brustkorb damit abgerieben. Diesen Vorgang sollte man zweimal wiederholen.

Fazit

Letztendlich wird der Erfolg der Therapie maßgeblich von der Schwere der Erkrankung, dem Verständnis und der Compliance des Tierbesitzers und natürlich auch vom Wesen und der Akzeptanz des Tieres für eine gewählte Therapie mitbestimmt.

Quellen:

Katzenkrankheiten, Klinik und Therapie (W. Kraft, U.M. Dürr und K. Hartmann; 4.Auflage)
Krankheiten der Katzen (M.C. Horzinek, V. Schmidt, H. Lutz; 4.Auflage)
Praxishandbuch Katzenkrankheiten (J. Rand, 1. Auflage)
Praxisleitfaden Hund und Katze (Sophia A. Yin, Ingo Nolte; 2.Auflage)
Anatomie und Physiologie der Haustiere (Klaus Loeffler, Gotthold Gäbel; 12.Auflage)
Leitfaden Naturheilverfahren in der Kleintierpraxis (S.G. Wynn, S. Marsden; 1.Auflage)
Traditionelle Chinesische Medizin für Hunde und Katzen (Cheryl Schwartz, 3. Auflage)
Akupunktur in der Tiermedizin (Allen M. Schoen; 1.Auflage)
Akupunkturatlas (Grafe)
Felines Asthma und chronische Bronchitis (Ulrike Stursberg; 2010; LMU München)
Team.konkret 1/2011 (Felines Asthma- Dr. A. Rose, Prof. Dr. R. Neiger)
Weleda Arzneimittel und ihre Wirkung
Teedrogen und Phytopharmaka (Wichtl; 3.Auflage)
Wala Arzneimittelverzeichnis (32.Auflage)
www.sanat.tv.de

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