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Angst- und Angstverhalten bei Hunden

Was versteht man eigentlich unter Angst? Der Begriff Angst beschreibt ein komplexes biologisches Phänomen. Angst ist eine Emotion, sie ist Motivation und ein Persönlichkeitsmerkmal. Angst kann beschrieben werden als eine Reihe biologischer Defensivreaktionen, die das Tier vor Gefahren aus der Umwelt schützt (z.B. vor sozialen Aggressoren oder Beutegreifern).

Doch was ist Stress? Stress ist keine Emotion, sie ist aber untrennbar mit Emotionen verknüpft. Wann immer eine Stressreaktion auftritt, verändern sich Emotionen. Diese Verbindung ist so eng, dass in der wissenschaftlichen Literatur „Stress“ und negative Emotionen wie Angst als ein und dasselbe behandelt werden.

Nur der Vollständigkeit halber: Stress ist nicht zwingend Angst, Stress kann den Organismus auch zur Anpassung herausfordern, sodass eine Stressreaktion auch Bestandteil anderer, positiver Emotionen sein kann.

Angst verursacht eine Vielzahl verschiedener Verhaltensmuster, die sich unter anderem an folgenden Kategorien ablesen lassen:

  1. Körperhaltung
  2. Mimik
  3. Lautäußerung
  4. Physiologische Zeichen (=Stressreaktionen wie z.B. erweiterte Pupillen, veränderter Speichelfluss, schnellerer und härterer Herzschlag, aufgerichtete Rückenhaare, Urinieren und Koten)
  5. Bewegungsmuster

Beim Hund zeigt sich Angst folgendermaßen: der Körperschwerpunkt ist nach hinten gerichtet, er duckt sich, der Körper ist aufgebogen, die Hinterbeine sind eingeknickt. Die Rute ist angelegt oder unter den Bauch gezogen, er drückt sich fest an Flächen.

Die Ohren sind nach hinten gelegt, der Blick ist abgewendet, die Lefzenwinkel sind spitz nach hinten gezogen, die Kiefer angespannt und das Maul ist geschlossen.

Er winselt, bellt, schreit, jault oder knurrt (!).

Meiden und Flüchten bedeutet, die Distanz zwischen Tier und dem Angstauslöser zu vergrößern. Solange Flucht möglich ist, sind Fluchtreaktionen ein sicheres Zeichen für Angst. Aggressives Verhalten ist nur dann ein Zeichen für Angst, wenn Fliehen nicht möglich ist oder in der Vergangenheit nicht erfolgreich war.

Einfrieren (Freezing) ist das Einstellen jeder Bewegung. Einfrieren bereitet das Tier auf Aktionen wie Fliehen oder Angreifen vor. (Achtung: Der Hund wirkt ruhig, in seinem Inneren laufen jedoch Entscheidungsprozesse ab, seine Reaktion ist nicht sicher vorhersehbar).

Das „Totstellen“ oder auch der „Totstell-Reflex“ (tonische Immobilisierung) ist eine defensive Reaktion gegenüber Beutegreifern. Bei Hunden ist sie bei Gruppenaggressionen gegenüber einem Hund oder bei Misshandlung durch Menschen beobachtbar.

Für den Laien sind diese eigentlich natürlichen Verhaltensweisen nicht immer eindeutig, sodass unbedingt ein seriöser Verhaltensberater hinzugezogen werden sollte. Nur ein Spezialist auf diesem Gebiet ist in der Lage, die jeweils individuelle Situation und das gezeigte Verhalten zu analysieren und entsprechende Lösungen mit dem Halter zu erarbeiten.

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