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Gassi gehen reicht? Beschäftigung für den Hund im Alltag

Die meisten unserer Haushunde haben heute keine Aufgaben bezüglich ihres ursprünglichen und rassetypischen Verhaltens mehr. Kaum ein Border Collie hat eine eigene Schafherde zu Hause, Pudel helfen Fischern nicht mehr beim Einholen der Netze.

Unsere Hunde erfüllen heute fast ausschließlich die Funktion von Familienbegleitern. Langeweile, Unterbeschäftigung und damit einhergehende Verhaltensauffälligkeiten können die Folge sein. Wie können nun die Sinne unserer Hunde aktiviert werden, vor allem wie werden die vorhandenen Fertigkeiten und Fähigkeiten gefordert?

Ein Beschäftigungsprogramm für zu Hause kann enorm zur „Alltagstauglichkeit“ eines Hundes beitragen. Ausgelastete Tiere sind häufig auch artigere und angenehmere Hausgenossen, die weniger aus Langeweile auf „dumme Gedanken“ kommen.

Die Mahlzeit als Ereignis:

Kauen und Nagen ist die einfachste, aber mit die gewinnbringendste Beschäftigungsmöglichkeit, da sie zu den natürlichen Bedürfnissen des Hundes gehören. Kau- und Nagespiele können ideal zum Stressabbau und zur Entspannung beitragen. Hier einige Beispiele:
Die „klassischen“ Kauartikel auf natürlicher Basis sind: Büffelhautknochen, Ochsenziemer, Schweineohr etc.
Füllbare Naturkautschuk-Kegel (z.B. der Kong) sind innen hohl und lassen sich in verschiedensten Variationen mit Futter füllen.
Futterspender wie Futterbälle oder die schwierigere Variante, Würfel und Kegel, sind weitere Möglichkeiten, den Hund täglich und auch bei knappem Zeitbudget zu beschäftigen.

Schnüffelspiele:

Nasenarbeit fördert die natürlichen Talente des Hundes. Schnüffelspaziergänge sollten mehr Qualität statt Quantität bieten: Der Hundehalter geht bewusst langsam, der Hund bekommt mehr „Schnüffelzeit“ an der langen Leine, die gewohnten Runden werden häufiger variiert, oder es wird ein Stück querfeldein gegangen. Orte mit interessanten Gerüchen (ein Marktplatz, ein Stall, ein Wildgehege usw.) werden gezielt aufgesucht.
Alltagsgegenstände (Einkaufstüten, Pakete, Kartons) dürfen ausgiebig beschnüffelt werden. Ebenso „besondere“ Gegenstände, wie die Gerte und das Putzzeug aus dem Reitstall, der Mantel vom Besuch …

Futtersuchspiele:

Das Erschnüffeln ausgestreuten Futters ist gerade für Halter mit wenig Zeit ein „Selbstgänger“. Einen Teil der Mahlzeit in Haus oder Garten auszustreuen oder nach entsprechendem Training zu verstecken, beschäftigt den Hund minutenlang. Viele Hundebesitzer möchten nicht, dass ihr Hund vom Boden frisst, aus Angst dass ihr Hund zum „Müllschlucker“ wird und auch falsches Futter aufsammelt. Das kann verhindert werden, indem die Futtersuche ausschließlich an festen Orten stattfindet, der Anfang der Suche mit einem bestimmten Signal (z.B. „Such das Leckerchen!“) angekündigt wird, der Hund vor dem Suchsignal aufgefordert wird, sich zu setzen. Darüber hinaus kann das Futter auch in Schälchen versteckt werden, oder es wird ein Futterbeutel ausgelegt. Als Futterverstecke im Haus eignen sich gut Decken, zusammengeknotete alte Handtücher oder eine „Schnüffelkiste“ (ein großer Karton, bestückt mit zusammengeknülltem Packpapier, Rollen von Klo- und Küchenpapier usw. und natürlich die Leckerlis).

Beweglichkeitsspiele:

Jogging oder Radfahren mit dem Hund sowie rasante Hundesportarten wie Agility oder Dogfrisbee setzen eine gewisse Sportlichkeit von Hund und Mensch voraus und benötigen aufwendiges Zubehör und/oder viel Platz. Ein Programm aus Wendigkeitsspielen, Hindernistraining und Körperarbeit ist aber auch bei wenig Raum, einfachem Zubehör und begrenzter Fitness zu verwirklichen. Auch ältere Hunde profitieren von moderaten Bewegungsspielen. Körpergefühl, Konzentration, Ruhe und Ausgeglichenheit werden durch langsame und koordinierte Bewegungsspiele gefördert. Ob nun selbst angelegte Taststraßen, Kletterstrecken, Labyrinthe usw. langsam (!) durchlaufen oder „Gelände-Gänge“ in den Spaziergang eingebaut werden, Voraussetzung ist immer die Freiwilligkeit des Hundes und großzügige Belohnung. Ganz nebenbei übt der Hundehalter spielerisch ein, sein Tier in die verschiedensten Positionen zu weisen, ohne ihn körperlich manipulieren zu müssen (z.B. Ziehen am Halsband, in Position schieben).
Bei Hunden mit bekannten Erkrankungen sollte mit dem Tierarzt abgeklärt werden, welche Bewegungen der Hund machen darf, welche ihm gut tun oder was vermieden werden sollte.

Denksportspiele:

Spielerische Herausforderungen durch Kopfarbeit zu lösen macht als gemeinsame Aktivität, die eine intensive Zusammenarbeit zwischen Hund und Mensch voraussetzt, beiden Spielpartnern viel Freude. Bei Denksport-Spielen muß der Hund seinen Kopf einsetzen und „querdenken“, um ein Problem zu lösen. In der Regel geht es darum, eine Strategie zu entwickeln, um an verstecktes Futter oder ein Spielzeug zu kommen. Denksport trägt dazu bei, im Rahmen eines ausgewogenen Beschäftigungsprogramms den Hund nicht nur körperlich, sondern auch mental auszulasten. Hunde, die es gewohnt sind viel zu denken und zu knobeln, wirken häufig aufgeschlossener, neugieriger und entwickeln sogar Kreativität!

Im Unterschied zu einfachen Schnüffel- oder Kauspielen sind Beweglichkeits- und Denksport-Spiele keine „Selbstgänger“. Das Wissen um bestimmte „Trainingsprinzipien“ ist Voraussetzung, und der menschliche Mitspieler sollte entsprechend geschult sein.

Aber der Aufwand lohnt sich: Gemeinsame Aktivitäten von Mensch und Hund können die Beziehung außerordentlich positiv beeinflussen. Beide werden immer besser darin, miteinander zu kommunizieren. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Hund auch im Alltag kooperationsbereiter und deutlich aufmerksamer wird, mehr auf seinen Menschen achtet und dessen Nähe sucht.

Bei der Auswahl und Kombination der verschiedenen Spielarten sollte ein Hundetrainer oder Hundeverhaltensberater hinzugezogen werden. Nicht nur Rasse, Geschlecht, Alter, Konstitution und Persönlichkeit des Tieres, sondern auch die menschliche Familie mit ihren Ansprüchen und Möglichkeiten spielen eine Rolle. Der Berater wird ein individuell zugeschnittenes Beschäftigungsprogramm aufstellen, den Hundehalter in die verschiedenen Techniken einweisen und bei anfallenden Fragen Ansprechpartner sein.

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