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Katze und Hund: Frieden durch Pheromone?

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Hund und Katze: Wenn die Chemie stimmt, können sie enge Freundschaft schließen

Zwischen Katze und Hund ist „viel Platz“ für Missverständnisse. Trotzdem schaffen Hund und Katze es immer wieder, in einem Haushalt friedlich, manchmal sogar eng freundschaftlich zusammen zu leben. Oft klappt es aber auch nicht. Dann kommt es zu Verfolgungen und Angriffen. Das Wohlbefinden aller Beteiligten leidet. Das Verhalten der Katze scheint in der Beziehung von besonderer Bedeutung zu sein. Das zeigten Jessica E. Thomson und Kollegen 2018 in ihrer Studie zur Beziehung zwischen Hund und Katze im selben Haushalt.

Katzen fühlen sich in der gemischten Haltung häufiger unwohl oder sogar bedroht und verhalten sich eher aggressiv gegen Hunde als umgekehrt.  Kommt es zu Auseinandersetzungen, kann das bei beiden zu erheblichen Verletzungen führen, und beide können durch diese negative Erfahrung so traumatisiert werden, dass eine Vergesellschaftung auf Dauer unmöglich wird. Für die Halter bedeutet es viel Stress und oft kommt es dann zur Abgabe eines der Tiere. Das gilt es zu verhindern. Erfahrene Tierpsychologen, Hunde- und Katzenverhaltensberater können durch gezieltes Management und geschickte Zusammenführung helfen, das Problem zu lösen, bevor es entsteht.

Nice to know: Pheromone

Pheromone sind körpereigene chemische Botenstoffe (Duftstoffe), Informationsträger, die der Kommunikation zwischen den Tieren dienen: Sie werden von einem Tier abgegeben und lösen bei einem Artgenossen ein bestimmtes Verhalten aus. Pheromone beeinflussen das Sexualverhalten und spielen deshalb für die Fortpflanzung eine große Rolle. Die säugende Mutterhündin schüttet über Talgdrüsen zwischen den Milchleisten Pheromone für ihre Welpen aus, das beruhigende Dog Appeasing Hormone (DAP), die Mutterkatze das Cat Appeasing Hormone (CAP). Nachgewiesen wurde, dass diese Pheromone in Stresssituationen auch auf erwachsene Tiere eine beruhigende Wirkung haben und darüber Sozialverhalten, Sympathie und Antipathie beeinflussen können (Young-Mee Kim et al., 2010; Yvonne Werner, 2013, DePorter et al., 2019)

Chemischer Waffenstillstand zwischen Hund und Katze

Pheromon-Präparate wie Feliway Friends® und Adaptil® enthalten Appeasing-Pheromone und werden häufig  empfohlen, wenn es darum geht, Hunde oder Katzen zu beruhigen. Im therapeutischen Bereich werden sie vor allem eingesetzt bei akuten Angstzuständen, Angststörungen, im Rahmen von Sozialisationsprozessen (DAP) und bei Aggressions- und Zusammenführungsproblemen in Mehrkatzenhaushalten (Cat Appeasing Pheromone/CAP). Manche schwören darauf, andere können keine Wirkung feststellen. Die Wirkung ist also nicht garantiert, aber der Versuch kann sich lohnen.

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Hund und Katze: Dank Pheromonen auf Kuschelkurs? ©mariamza/Pixabay

Helfen sie nur bei innerartlichen Problemen oder können sie auch zwischen den Arten vermitteln? Dient die chemische Intervention lediglich den Herstellern? Oder ist sie einen Versuch wert? Wenn ja: Welches Produkt hilft besser, wenn Hund und Katze sich besser vertragen sollen? 

Antwort auf diese Fragen fanden Miriam Rebecca Prior und Daniel Simon Mills in ihrer 2020 veröffentlichten Studie, die sich erstmals mit der Anwendung von Feliway Friends® und Adaptil® zur Verbesserung des Verhältnisses zwischen Hund und Katze in einem Haushalt beschäftigte. Insgesamt 34 Haushalte nahmen an dem sechs Wochen dauernden Versuch teil, jeweils 17 pro Produkt. Keiner der Anwender wusste, welches Produkt er verwendete und ob überhaupt eines verwendet wurde. In allen Haushalten wurde das Verhältnis zwischen Hund und Katze als angespannt und verbesserungsbedürftig, aber nicht aggressiv angegeben. Was einer Intervention vor Eskalation der Situation entspricht, wie sie auch Verhaltensberater anstreben würden.

Pheromone für Frieden zwischen Katze und Hund?

Verantwortlich für die Wirkung der Produkte sind die enthaltenen Pheromone, die zwar vom Körper produziert, aber nach außen abgegeben werden und deshalb nicht im abgebenden Individuum selbst, sondern nach außen auf andere Individuen wirken. Freigesetzt werden sie beispielsweise über Kot und Urin, aber auch durch Berührung.

Die Wirkung des für die Studie verwendeten Feliway Friends® beruht auf dem enthaltenen Cat Appeasing Pheromone (CAP), Adaptil® enthält das Dog Appeasing Pheromone (DAP). Appeasing Pheromone (Beschwichtigungs- oder Beruhigungs-Pheromone) sind diejenigen Pheromone, die bei äugenden Hunde- und Katzenmüttern natürlicherweise im Bereich der Milchdrüsen freigesetzt werden. Angenommen wird eine stressmindernde Wirkung auf den Nachwuchs und dass die Wahrnehmung der mütterlichen Pheromone im Umfeld den Nachwuchs dazu veranlasst, sich ruhig zu verhalten, während die Mutter abwesend ist. Wenn die Jungen mit zunehmender Selbständigkeit den engen Bereich ihrer Wurfhöhle oder ihres Nestes verlassen, markieren die Pheromone vermutlich den Bereich der für sie sicheren Umgebung. 

Darauf hoffen Halter: Freundschaft zwischen Hund und Katze ©pmwtastro/Pixabay

Hund und Katze: Manchmal ist es Freundschaft

Die Autoren konnten zeigen, dass die Verwendung der beiden Produkte die Situation verbessern kann, wenn eine dauerhafte Spannung zwischen Hund und Katze besteht, ohne dass vorrangig aggressive Auseinandersetzungen stattfinden. Unerwünschte Verhaltensweisen zwischen Hund und Katze verminderten sich unter Adaptil® um 47 Prozent und unter Feliway Friends® um 29 Prozent. Mindestens um ein Drittel reduzierte sich unerwünschtes Verhalten in 71 Prozent der Haushalte bei beiden Produkten. Statistisch deutlich verringert wurden die Situationen

  • Hund jagt Katze/Katze flieht
  • Verstecken der Katze vor dem Hund
  • Gegenseitiges Anstarren
  • Verbellen der Katze durch den Hund

Erwünschte Kontaktaufnahmen zwischen Hund und Katze konnten durch die Pheromon-Präparate ebenfalls gesteigert werden: Um mehr als 50 Prozent in 35 Prozent der Haushalte bei Verwendung von Adaptil®, in 47 Prozent der Haushalte unter Feliway Friends®. Für beide Produkte zusammen wurde eine Zunahme positiver Kontakte um mindestens ein Drittel in 47 Prozent der Haushalte festgestellt. Unter Adaptil® kam es signifikant häufiger zu

  • freundlichen Begrüßungen
  • entspannten Aufenthalten im gleichen Raum

Für Feliway Friends® konnte keine herausragende Verbesserung für bestimmte Interaktionen festgestellt werden. Feststellbar war hingegen eine spezifische Wirkung auf Hunde und Katzen, die der Spezifität der Produkte entsprach. Während Hunde sich unter der Verwendung von Adaptil® mehr entspannten waren es bei der Verwendung von Feliway Friends® vor allem die Katzen, was als Ergebnis nicht überrascht. Für eine Verminderung von Spannungen zwischen Hund und Katze raten die Autoren eher zu Adaptil®, weil entspanntere Hunde offenbar dazu führten, dass sich Katzen weniger gestresst fühlten.

Ergänzend ist es sinnvoll, sich Katzen- und/oder Hundeverhaltensberater  hinzuzuziehen, um die chemische Unterstützung durch gezielte Management-Maßnahmen überflüssig zu machen.

Quellenauswahl

Jessica E. Thompson, Sophie S. Hall, Daniel S. Mills: Evaluation of the relationship between cats and dogs living in the same home (Journal of Veterinary Behavior, Vol. 27, September-October 2018)

Miriam Rebecca Prior, Daniel Simon Mills: Cats vs. Dogs: The Efficacy of Feliway Friends® and Adaptil® Products in Multispecies home (Frontiers of Veterinay Sciences, 10.7.2020)

Young-Mee Kim, Jong-Kyung Lee, A.M. Abd el-aty, Sung-Hee Hwang, Jae-Hoon Lee, Sang-Mok Lee: Efficacy of dog-appeasing pheromone (DAP) for ameliorating separation-related behavioral signs in hospitalized dogs, Canadian Veterinary Journal, 2010 Apr; 51(4), S.380–384.

Yvonne Werner: Untersuchung zur Wirksamkeit von Zylkène® bei Hunden mit Trennungsangst (Dissertation 2013)

T. L. DePorter, D.L.Bledsoe, A. Beck, E. Ollivier: Evaluation of the efficacy of an appeasing pheromone diffuser product vs placebo for management of feline aggression in multi-cat households: a pilot study (J.Feline Med Surg, 21.4.2019, S. 293-305

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