Tierpsychologen

Psychologie ist die Lehre vom Innenleben, vom Erleben und Verhalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob Mensch oder Tier. Lange waren die Inhalte identisch mit dem, was wir heute als Verhaltensforschung oder Ethologie bezeichnen.

Verhaltensforschung betreibt man als Biologe und der wissenschaftliche Name dafür ist Ethologie. Durch den Vergleich von Tierarten und Individuen werden Erkenntnisse gewonnen über das normale Verhaltensspektrum und auch Abweichungen davon. Aus der wissenschaftlichen Forschung kommend fließt das so gewonnene ethologische Wissen ein in unseren täglichen Umgang mit Tieren.

Tierpsychologen im VdTT haben sich in ihrer Ausbildung besonders intensiv mit dem arttypischen Verhalten von Pferd, Hund oder Katze auseinandergesetzt. Warum sind Tiere, wie sie sind? Warum verhalten sie sich so, wie wir es erleben? Verhält sich mein Tier im Rahmen dessen, was als normales Verhalten gelten kann? Oder weicht sein Verhalten ab davon, ist sogar Hinweis auf eine mögliche Erkrankung?

Hier kommt die Psychologie ins Spiel. Wir können nicht wissen, was im Kopf eines Tieres konkret vor sich geht. Aber Tierpsychologen können anhand des Verhaltens vor dem Hintergrund ihres Wissens fachlich fundiert und plausibel schließen auf das, was dem gezeigten Verhalten, insbesondere Verhaltensveränderungen, zugrunde liegen kann.

Lernverhalten, Einfluss der individuellen Entwicklung, Bedeutung genetischer und umweltbedingter  Einflussfaktoren: Tierpsychologen erfassen, hinterfragen und analysieren Verhalten von Tieren wie Ethologen, aber ohne den Hintergrund eines Biologiestudiums.

Viele Tierpsychologen verstehen sich vor allem als Verhaltensberater für die jeweiligen Tierarten. Heute wird zwischen Verhaltensberatung und Tierpsychologie differenziert. Aber die besonders erfahrenen Tierpsychologen ihnen haben ihre Ausbildung an der ATN in einer Zeit gemacht, als dort  Tierpsychologie auch die Verhaltensberatung umfasste. Da sie ihre Zertifizierung als Tierpsychologen erhalten haben, haben sie diese Bezeichnung auch beibehalten.

Die Trennlinie zwischen Verhaltensberatung und Tierpsychologie ist unscharf. Sie liegt weniger auf der sachlichen Ebene als vielmehr im Bereich des Selbstverständnisses und der Schwerpunktsetzung. Viele Tierpsychologen sehen sie sich vor allem als Vermittler zwischen Mensch und Tier, als „Übersetzer“ tierischen Verhaltens. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Tierpsychologen liegt deshalb im Bereich der Mensch-Tier-Beziehung.

Basis der Probleme sind oft „nur“ Missverständnisse zwischen Mensch und Tier. Das belastet die Beziehung belasten und führt zu Problemen im Umgang miteinander. Hilfe bietet eine gezielte, ebenso objektive wie sachkundige Analyse von außen. Das ist einer Paartherapie in der Humanpsychologie vom Prinzip her durchaus ähnlich. Nur dass das „Paar“ aus zwei verschiedenen Spezies besteht. Dabei braucht es oft nicht viel, damit sich Mensch und Tier besser verstehen lernen. Zum Wohle aller Beteiligten.